Autogramm Porsche Panamera Plug-in-Hybrid
Luxuslimousine mit Ladehemmung
Der erste Eindruck: Grüner wird's nicht. Zwar kann man den Panamera auch als Plug-in-Hybrid in allen Lackfarben haben, doch die "Hybrid"-Schriftzüge und die Bremssättel sind in einem giftigen Grün gehalten.
Das sagt der Hersteller: "Mehr Leistung, mehr Fahrspaß und weniger Verbrauch - das ist es, was wir unter intelligenter Performance verstehen", sagt Projektleiter Gernot Döllner. Das könnte auch jeder andere Konkurrent so formulieren. Bei Porsche beruft man sich dabei aber auf die Anleihen von zwei Leuchtturmprojekten: Auslegung und Abstimmung des Hybridantriebs beim Panamera orientieren sich am Supersportwagen 918 Spyder und am Le-Mans-Siegerauto 919 Hybrid.
Das ist uns aufgefallen: Man kann elektrisch anfahren - und zwar ziemlich zügig. Durfte man bei der ersten Generation der Plug-in-Variante nur mit den Zehenspitzen aufs Gaspedal treten, wenn man nicht den Verbrenner wecken wollte, surrt das neue Modell nun auch bei schwerem Gasfuß entschlossen davon.
Es fährt selbst dann noch rein elektrisch, wenn man in der Autobahnauffahrt so richtig beschleunigt. Erst bei 140 km/h geht der E-Maschine die Puste aus. In den allermeisten Ländern kommt man deshalb rein elektrisch über alle Straßen - jedenfalls wenn man nur Kurzstrecken fährt und mit Schalter am Lenkrad den "E-Mode" einstellt. Zumindest für ein paar Kilometer kann man sich im Panamera dann wie in einer Elektrolimousine von Tesla fühlen. Zumal die gut gelungene Infotainment-Landschaft mit den riesigen Touchscreens und den berührungsempfindlichen Oberflächen zu einem fortschrittlichen E-Mobil viel besser passt als zu einem Wagen mit vermeintlich antiquierten Verbrennermotor.
Aber der Plug-in-Panamera will nicht nur ein Tesla-Konkurrent sein, sondern auch ein waschechter Porsche. Deshalb haben die Schwaben die Strategie für den Mischbetrieb der Motoren ebenfalls modifiziert. Während sich die E-Maschine beim bisherigen Plug-in-Hybridmodell erst denn zuschaltete, wenn man das Pedal zu 80 Prozent durchgetreten hatte, ist sie beim neuen Modell permanent aktiv. Das Ergebnis ist eine Systemleistung von 462 PS, ein Systemdrehmoment von maximal 700 Nm und ein Punch, wie man ihn von einem Porsche erwartet.
Beim Kickdown an der Ampel schießt der Stromer so schnell davon, dass selbst ein normaler Porsche 911 nicht mithalten kann. Erst recht nicht, wenn man vom E- auf den "Sport-Plus"-Modus schaltet und dadurch unter anderem die Start-Stopp-Automatik stilllegt.
Nachteil des Hybrid-Porsches: Im Vergleich zum batterielosen Panamera ist der Kofferraum um einiges kleiner. Weil unter dem Wagenboden im Heck der Akku steckt, schrumpft das Volumen um 100 Liter. Bei einem Sportwagen spielt das keine Rolle. Doch wenn der Gran Tourismo ein Business-Schlitten für vier Geschäftsleute sein soll, müssen zwei von ihnen ihre Köfferchen zu Hause lassen.
Dafür schafft Porsche an anderer Stelle Platz: Parallel zum Plug-in-Hybrid führen die Schwaben die Langversion "Executive" ein, die je nach Motorisierung für 7500 bis 13.000 Euro Aufpreis 15 Zentimeter mehr Radstand und eine erweiterte Ausstattung bietet. Zu der gehören beispielsweise Luftfederung, Panoramadach und klimatisierte Fondsitze mit mehr Lehnenneigung.
Der Wechsel vom kurzen in den langen Panamera fühlt sich tatsächlich an wie ein Upgrade von der Touristen- in die Business-Klasse. Erst recht, wenn auch noch die aufpreispflichtigen Klapptischchen an Bord sind.
Das muss man wissen: Der Porsche Panamera 4E-Hybrid kostet mindestens 107.553 Euro. Der Antrieb besteht aus einem 2,9 Liter großen V6-Turbo mit 330 PS Leistung, dem eine in die Achtgang-Automatik integrierte E-Maschine mit 100 kW Leistung (136 PS) zur Seite steht; ein Akku mit 14 kWh Speicherkapazität und Allrandantrieb sind ebenfalls obligatorisch.
Wer den Lithium-Ionen-Akku binnen sechs Stunden an der Haushaltssteckdose lädt, kann bis zu 50 Kilometer rein elektrisch fahren - in der Theorie. Bei unserer Testfahrt bei warmen Außentemperaturen, mit viel Stadtverkehr und einer Etappe auf der Schnellstraße reichte die elektrische Energie für rund 30 Kilometer.
Vermutlich jedoch werden sich die meisten Panamera-Kunden nicht sonderlich für Verbrauchswerte interessieren. Viel wichtiger dürften für sie zwei andere Kennziffern sein, nämlich das Beschleunigungsvermögen von 4,6 Sekunden für den Sprint von 0 auf Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit von 278 km/h.
Das werden wir nicht vergessen: Wenn man - natürlich links vom Lenkrad - den Zündschlüssel dreht, bleibt es für Zuffenhausener Verhältnisse fast schon peinlich still. Logisch, es brüllt ja kein Verbrennungsmotor auf. Die Nachbarn werden es lieben, für Poser scheidet dieser Porsche damit aus.
Hersteller: | Porsche |
Typ: | Panamera 4E-Hybrid |
Karosserie: | Limousine |
Motor: | V6-Benzindirekteinspritzer mit Turbo |
Getriebe: | Achtgang-Automatik |
Antrieb: | Allrad |
Hubraum: | 2.894 ccm |
Leistung: | 330 PS (243 kW) |
Leistung (E-Motor): | 136 PS (100 kW) |
Drehmoment: | 450 Nm |
Drehmoment (E-Motor): | 400 Nm |
Von 0 auf 100: | 4,6 s |
Höchstgeschw.: | 278 km/h |
Verbrauch (ECE): | 2,5 Liter |
CO2-Ausstoß: | 56 g/km |
Kofferraum: | 405 Liter |
umgebaut: | 1.215 Liter |
Preis: | 107.553 EUR |