Undercover-Polizist
Der Schwarze, der sich in den Ku-Klux-Klan einschlich
Mit "BlacKkKlansman" verfilmte Spike Lee eine krasse Story: Ein junger schwarzer Cop gab sich vor 40 Jahren als weißer Rassist aus. So lernte Ron Stallworth den KKK, den Bund der Kapuzenmänner, von innen kennen.
Mittwoch, 22.08.2018
11:27 Uhr
Die Kleinanzeige war so kurz wie klar: "Ku Klux Klan", stand da nur. "Kontakt für nähere Informationen: P.O. Box 4771, Security, Colorado 80230."
Ron Stallworth beschloss zu antworten. Er wolle dem KKK beitreten, um "die Belange der weißen Rasse zu fördern", schrieb er an die Postfach-Adresse in einem Vorort von Colorado Springs. Schwarze würden ja "alles an sich reißen".
Was der anonyme Empfänger nicht wusste: Stallworth war Undercover-Cop.
Und Afroamerikaner.
So soll 1978 eine besonders bizarre Episode der jüngeren US-Geschichte begonnen haben: Ron Stallworth, erster schwarzer Polizist von Colorado Springs, infiltrierte den Ku-Klux-Klan. Jenen gewalttätigen, rassistischen Geheimbund, der schon seit dem US-Bürgerkrieg Angst und Schrecken verbreitet, mit Lynchmorden, Fackelmärschen, brennenden Kreuzen und weißen Kapuzen. Stallworth schaffte es nach eigenen Angaben sogar, mit KKK-Anführer David Duke für ein Foto zu posieren.
"Meine Mutter brachte mir bei, mich zu wehren"
Der Coup des schwarzen Cops war lange kaum bekannt. Jetzt hat Regisseur Spike Lee die krasse Story verfilmt. "BlacKkKlansman" ist eine fulminante, zugleich aber auch kontroverse Satire mit bitterernstem Kontext: Seine US-Premiere hatte der Film zum ersten Jahrestag der tödlichen Neonazi-Unruhen von Charlottesville.
Dass heute ein Präsident im Weißen Haus sitzen könnte, der Rassismus nicht nur verharmlost, sondern zur Politik erhebt: Das konnte sich Stallworth, inzwischen 65, nie vorstellen. Seine Überzeugung war stets, "dass wir früher oder später diejenigen überwinden, die Minderheiten über ihre eigenen Makel definieren", schreibt der Ex-Polizist in seinen Memoiren.
Unverhofft fand Stallworth sich dabei, so stellt er es dar, in einer verwirrenden Identitätskrise. Als Schwarzer habe er gegen den alltäglichen Rassismus gekämpft - doch als Cop sei er für viele andere Schwarze automatisch ebenfalls der Feind gewesen, ein "Schwein".
Und dann machte sein Abenteuer mit dem KKK alles noch viel komplizierter.
Stallworth, Jahrgang 1953, wuchs im texanischen El Paso auf. "Als Kind mussten wir uns unsere Selbstachtung erkämpfen", erinnert er sich. "Meine Mutter brachte mir bei, mich zu wehren und jemandem immer aufs Maul zu hauen, wenn er mich Nigger nennt." Seine Polizeilaufbahn begann er mit 19. Er war der erste schwarze und zudem auch jüngste Cop in Colorado Springs, einer Stadt südlich von Denver. Als man ihm die Uniformmütze zugeteilt habe, sei sie absichtlich zu klein gewesen für seine voluminöse Afro-Frisur.
Nun gab es einen zweiten Ron
Im Oktober 1978 sei er auf die Kleinanzeige gestoßen, so Stallworth. Der Ku-Klux-Klan war zu dieser Zeit nur noch eine Splitterbewegung, sein Einfluss geschrumpft. Doch er blieb eine reale Gefahr, auch in Colorado. Früher hatte er dort die zweitstärkste Präsenz aller US-Staaten, Gouverneure, Bürgermeister und Polizeichefs zählten zu den Mitgliedern.
Um mehr herauszufinden, antwortete Stallworth auf das Inserat und tat, als wäre er ein KKK-Interessent. Seine Undercover-Telefonnummer fügte er den Memoiren zufolge hinzu - und machte einen folgenschweren Fehler: Er unterschrieb mit seinem eigenen Namen.
Video: "BlacKkKlansman" von Spike Lee
Zwei Wochen später habe das Telefon geklingelt. Der Mann am anderen Ende habe sich als Chef der KKK-Ortsgruppe vorgestellt. "Mist, was jetzt?", habe Stallworth gedacht - und improvisiert: "Ich hasse Nigger, Juden, Mexikaner, Latinos, Schlitzaugen und alle, in deren Adern kein reines, weißes Arierblut fließt." Es waren Worte, die ihn zutiefst angewidert hätten. Der Anfang seiner Undercover-Ermittlungen.
Erst habe Stallworth, wie er schreibt, nur telefonisch mit dem KKK kommuniziert. Dann habe der Mann auf einem persönlichen Treffen bestanden. Stallworth habe einen weißen Kollegen namens Chuck überredet, sich für ihn auszugeben. Chuck habe sich mit dem KKK-Vertreter getroffen und erfolgreich als "Ron Stallworth" in die Gruppe eingeschmuggelt - während der echte Ron die Rolle weiter am Telefon gespielt habe, so schildert er es in seiner Autobiografie.
Visite des Ultrarechten
"Die Leute, mit denen ich zu tun hatte, waren nicht die Hellsten", schreibt er, der Gruppenführer sei "ein totaler Idiot" gewesen. So habe keiner die ganz unterschiedlichen Stimmen von ihm und Chuck bemerkt; nur einmal hat einer Verdacht geschöpft - und Stallworth eine schwere Erkältung vorgetäuscht.
Sieben Monate lang hätten sie das riskante Spiel gespielt. Laut Stallworth identifizierten Polizisten KKK-Mitglieder, stoppten Kreuzverbrennungen, vereitelten zwei Anschläge auf Schwulenbars. Auch hätten sie entdeckt, dass zwei Klansmänner beim North American Aerospace Defense Command (NORAD) arbeiteten, der militärischen Luftverteidigungszentrale der USA und Kanadas.
Versprengte US-Neonazis (in Idaho, Oktober 2000): In den Vereinigten Staaten formierten sich über Jahrzehnte immer neue Gruppierungen von Rechtsradikalen - hier ein Überblick.
Die American Nazi Party wurde im März 1959 gegründet und hatte ihr Hauptquartier in Arlington (US-Bundesstaat Virginia). Dahinter stand George Lincoln Rockwell (Mitte), ein glühender Nazi, der eine Pilotenausbildung absolviert und im Zweiten Weltkrieg noch gegen Hitlerdeutschland und Japan gekämpft hatte. Rockwell radikalisierte sich zusehends und wurde zum "Führer" der Partei, die allerdings selbst zu ihren besten Zeiten lediglich um die 200 Mitglieder zählte.
Zeitweise bildete sich sogar eine verblüffende Allianz: Der schwarze Bürgerrechtler Elijah Muhammad lud Rockwell zu Versammlungen der "Nation of Islam" (NOI) ein. Diese Gruppe propagierte die Rassentrennung und einen eigenen Staat für Schwarze. Nur wo, darüber waren die beiden Anführer uneins: Rockwell forderte, alle Schwarzen nach Afrika zu deportieren - Muhammad wollte ein Stück von Amerika.
Am 25. August 1967 wurde Rockwell, als er einen Waschsalon besuchte, erschossen - von einem enttäuschten Fan, der kurz zuvor aus der Partei geflogen war. Die Leitung übernahm danach der Vizevorsitzende Matt Koehl, doch die Partei zersplitterte sich in Streitigkeiten. Viele Mitglieder wechselten zu anderen Organisationen. Mehr über das
Leben und Sterben von George Lincoln Rockwell lesen Sie in diesem Beitrag.
Die National Socialist Movement (NSM) hat ihre Wurzeln in Rockwells American Nazi Party und ist heute eine der größten Neonazi-Vereinigungen in den USA. Sieben Jahre nach George Lincoln Rockwells Tod gründeten die ANP-Mitglieder Robert Brannen und Cliff Herrington 1974 die Vereinigung, die zunächst "National Socialist American Workers Freedom Movement" hieß. Den neuen Namen gab ihr 1994 Jeffrey Schoep, als er im Alter von 21 Jahren zum Leiter aufstieg. Das "Viking Youth Corps" spezialisierte sich auf die Rekrutierung von Teenagern. Die NSM nutzte das Vakuum nach dem Tod der Neonazi-Größen William Pierce (2002; Leiter der National Alliance) und Richard Butler (2004; Leiter der Aryan Nations). Sie betreibt mit NSM88 Records ihr eigenes Musiklabel sowie das bei Neonazis beliebte Netzwerk "New Saxon".
Ihre Ideologie entspricht weitgehend der von Rockwells ANP: Die Gruppe verehrt Adolf Hitler als "Visionär" und fordert die Deportation aller Nichtweißen aus den USA - nur heterosexuelle Weiße hätten das Recht auf die Staatsbürgerschaft der USA. Anführer Schoep formuliert das so: "Die Verfassung wurde allein von weißen Männern geschrieben. Also gilt sie auch nur für Weiße."
Aryan Nations vertritt ebenfalls die Ideologie einer Überlegenheit der "weißen Rasse". Gegründet wurde die Organisation von Richard Butler (Mitte), der von radikalen Ansichten der Anti-Regierungs-Miliz "Posse Comitatus" und zudem von Wesley Swift beeinflusst wurde. Dieser Pastor, Anhänger der "Christian Identity"-Bewegung, predigte die Ansicht, Weiße seien die wahren Israeliten, Juden hingegen das Ergebnis der sexuellen Vereinigung von Eva und Satan. Nach mehreren anderen Organisationen von Swift und Butler entstand in den Siebzigerjahren Aryan Nations mit einem breiten Spektrum rassistischer und antisemitischer Ideen. In den Achtziger- und Neunzigerjahren lud die Organisation regelmäßig zu "Weltkongressen", an denen Neonazis, Skinheads, Ku-Klux-Klan-Mitglieder und weiße Nationalisten teilnahmen.
Die Klage einer antirassistischen Bürgerrechtsbewegung schadete den Finanzen der Aryan Nations, der Tod von Butler 2004 schwächte sie weiter. Sie zerbrach in zwei konkurrierende Gruppen: eine in Pennsylvania, eine in Georgia. Beide stimmen in ihren antisemitischen Ansichten überein, können sich aber nicht einigen, ob Neonazis sich in ihrem Hass auf Juden mit muslimischen Terroristen verbrüdern sollten.
Die National Alliance war jahrzehntelang eine der am besten organisierten und gefährlichsten Neonazi-Gruppen in den USA. Ihre Mitglieder fordern die Ausrottung der Juden sowie anderer "Rassen" mit dem Ziel eines rein weißen Heimatlandes. Der 1967 gegründete Vorläufer "National Youth Alliance" zerfiel schnell, die Kontrolle über die größte Splittergruppe übernahm William Pierce (Foto von 2001), zuvor in Rockwells Nazi Party aktiv. Sein Roman "The Turner Diaries", bei Neonazis beliebt, inspirierte Timothy McVeigh 1995 zum Bombenanschlag auf ein Regierungsgebäude in Oklahoma City, bei dem 168 Menschen starben.
Fast 30 Jahre lang dominierte die NA die amerikanische Neonazi-Szene. In den Neunzigerjahren knüpfte Pierce erfolgreich Kontakte zu europäischen Neonazi-Gruppen und gründete 1999 zudem das Plattenlabel "Resistance Records" für Nazi-Musik. 2002 starb Pierce, nach etlichen Streitigkeiten verlor die Organisation einen Großteil der Mitglieder und wurde 2013 offiziell aufgelöst.
Die NSDAP/AO (das Kürzel AO steht für Aufbau- und Auslandsorganisation) wurde 1972 vom Neonazi Gary Rex Lauck gegründet. Sie setzt sich für die Wiederzulassung der NSDAP und die Wiedereinführung des Nationalsozialismus in Deutschland ein. Lauck (Foto), als Kind einer deutsch-amerikanischen Familie in Milwaukee geboren, ist seit seinem 11. Lebensjahr Hitler-Fan und änderte als 19-Jähriger seinen Vornamen von Gary in Gerhard. 1978 schoss Lauck nach einem politischen Streit auf seinen Bruder und verwundete ihn. Wegen seiner Herkunft wird er auch "Farm Belt Führer" genannt, tritt mit Hitler-Bärtchen und Hitler-Gruß auf und eignete sich sogar einen falschen deutschen Akzent an.
Mit der NSDAP/AO verbreitete Lauck zunächst illegale Neonazi-Propaganda in 30 Ländern und kooperierte mit schwedischen und norwegischen Neonazi-Gruppen; daraus entstand der "Nordic National Socialist Bloc". Nach der deutschen Wiedervereinigung half er den Neonazis Michael Kühnen, Gottfried Küssel und Christian Worch, die "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" in Ostdeutschland zu etablieren.
Auf einer seiner Reisen wurde Lauck 1995 in Dänemark verhaftet und nach Deutschland überstellt, wo man ihn wegen Verbreitung von Neonazi-Propaganda per Haftbefehl suchte. Nach einer vierjährigen Haftstrafe kehrte er in die USA zurück. Weil durch das Internet der Bedarf an Laucks gedruckter Propaganda rapide sank, vertreibt er jetzt Nazi-Devotionalien via Web und bietet zudem Hosting an: Europäische Neonazis mit Angst vor Strafverfolgung können bei seinem Unternehmen ihre Homepages in den USA registrieren.
Der Ku Klux Klan hat eine lange Tradition des Rassenhasses und wurde Heiligabend 1865, kurz nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, gegründet. Die Organisation spezialisierte sich auf alle Spielarten des Terrors gegen Afroamerikaner, in weißen Kostümen und Kapuzen sowie mit brennenden Kreuzen als mystische Symbole. Vorzugsweise nachts gingen die Mitglieder auf Tour und ließen von Lynchmorden über Vergewaltigungen bis zum Teeren und Federn ihrer Opfer kein Gewaltverbrechen aus. Immer mal wieder löste der KKK sich auf oder wurde aufgelöst und gründete sich danach einfach neu.
In den Zwanzigerjahren protestierte der Klan auch gegen die Einwanderung von Katholiken und Juden, verlor dann allmählich an Macht und Schrecken, erstarkte aber in den Sechzigern erneut, als Antwort auf die schwarze Bürgerrechtsbewegung. Der KKK attackierte, mordete und bombte, mit zahlreichen Todesopfern. Doch seitdem schwächten zahlreiche interne Konflikte den Geheimbund. Die Splittergruppen des KKK kommen heute zusammen USA-weit auf geschätzt 5000 bis 8000 Mitglieder.
In der Bewegung Alternative Right, kurz Alt Right, sammeln sich derzeit Ultrarechte der USA: weiße Nationalisten, Rassisten und Antisemiten, Neonazis, frühere KKK-Führer. Richard Bertrand Spencer (Foto), Leiter des rechtskonservativen Think Tanks "National Policy Institute", gebrauchte den Begriff 2008, um die Anhänger stark rechtskonservativer Ideale zu beschreiben, vor allem der Idee einer weißen Identität. Zwei Jahre später ging Spencer mit dem "Alternative Right Blog" online, um die Ideologie der Alternativen Rechten weiter zu formen.
Vertreten sind sehr verschiedene Strömungen. Dazu zählen etwa auch "Archäofuturisten", die eine Rückkehr zu traditionellen Werten mit den modernen Errungenschaften der Gesellschaft und Technologie verbinden wollen. Oder "Rasse-Realisten", die ihre Theorien mit pseudowissenschaftlichen Argumenten unterlegen. Ihnen allen ist der Bruch mit dem etablierten Konservatismus gemeinsam. Amerikas Alternative Rechte protestiert, ähnlich wie identitäre Bewegungen in Europa, gegen Einwanderung, Multikulturalismus und Feminismus. Sie sieht die weiße Rasse als überlegen an und behauptet, die sogenannten Mainstream-Medien würden von Juden kontrolliert. Wichtigstes Sprachrohr der Bewegung ist das Onlineportal "Breitbart News"; als US-Präsident machte Donald Trump den Breitbart-Chef Stephen Bannon zum ranghöchsten politischen Berater.
Anfang 1979 kam David Duke nach Colorado Springs, um die KKK-Ortsgruppe zu inspizieren. Der prominenteste Ultrarechte der USA wollte den KKK salonfähig machen und hatte schon einmal vergeblich für den Senat des Bundesstaates Colorado kandidiert.
Stallworth beschreibt eine telefonische "Freundschaft" mit Duke. Zweimal die Woche hätten sie miteinander geredet: "Wenn man den Rassismus und den KKK-Unsinn aus der Unterhaltung wegließ, war er ein sehr angenehmer Gesprächspartner." Duke habe nie bezweifelt, dass er, Stallworth, ein Weißer sei - schließlich spreche er ja nicht wie ein Schwarzer.
Ein Foto mit dem Oberrassisten
Für Dukes Visite habe sich Chuck erneut als Stallworth ausgeben müssen. Hier wird die Story vollends surreal: Der Polizeichef habe Stallworth als Bodyguard für Duke abgestellt, weil es Drohungen gegeben habe. Der US-Oberrassist wurde demnach also vom schwarzen Stallworth beschützt, während er dem weißen, vermeintlichen Stallworth die Hand schüttelte.
Ron Stallworth habe den Moment per Polaroid festhalten wollen: "Sonst glaubt mir das keiner." Das Foto habe Chuck, der falsche Stallworth, geschossen. David Duke habe protestiert, fast sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen. Später habe sich Duke telefonisch beim echten Stallworth über den "Nigger-Cop" beschwert - mit dem er doch gerade redete.
Im Video: Vor 20 Jahren - Der Ku-Klux-Klan (SPIEGEL TV von 1998)
Erst als Stallworth zum neuen Führer der KKK-Ortsgruppe ernannt werden sollte, wurden die Ermittlungen nach Stallworths Angaben beendet. Der Polizeichef habe angeordnet, alle Beweise zu vernichten. Obwohl es keine Verhaftungen gab, bezeichnet er den Einsatz als Erfolg: "Unsere Erkenntnisse über den KKK hatten landesweite Auswirkungen."
"Ron Stallworth - das Klanmitglied - verschwand von der Bildfläche", schreibt der Ex-Polizist. "Kein anderes KKK-Ortsmitglied hörte je wieder etwas von ihm."
"Rassismus ist gesund und munter"
Stallworth zog fort, wurde Drogen- und Gang-Experte. Erst nach seiner Pensionierung 2005 erzählte er erstmals öffentlich von seinem Undercover-Einsatz beim KKK und veröffentlichte dazu 2014 sein Buch. Heute lebt er als Rentner wieder in El Paso. Der Film, mit dem Regisseur Spike Lee seine Geschichte nacherzählt, aber einige zentrale Details und Namen verändert, hat ihn nun noch mal aus dem Ruhestand geholt - und stellt die Geschehnisse von damals in einen beklemmend aktuellen Kontext.
Um die Echtheit der Geschichte ist seither eine Kontroverse entbrannt. Der schwarze Filmemacher Boots Riley hält den Film für fragwürdig: Spike Lee stütze sich ausschließlich auf die Darstellung Stallworths, der sich in seinen Memoiren zum Helden stilisiere und auch die Polizei glänzen lasse. Tatsächlich aber habe Stallworth hauptsächlich schwarze Radikale ausspioniert - eine Episode, die der Film nur kurz anreißt. Das FBI habe in jener Zeit schwarze Organisationen sogar sabotiert, die Organisationen weißer Rassisten dagegen gestärkt und gestützt, so Riley in einem langen Statement auf Twitter. Die Rolle des FBI kommt so weder in Stallworths Memoiren noch in Lees Film vor.
Enden lässt Spike Lee "BlacKkKlansman" jedenfalls mit den realen, scheußlichen TV-Szenen aus Charlottesville - und den Worten von Donald Trump, der den Hass der Horden verharmloste, statt Neonazi-Gewaltzu verurteilen. "Der Rassismus ist gesund und munter", sagt Stallworth. "Der Klan ist nie verschwunden. Es wird ihn immer geben."
Die Organisation Southern Poverty Law Center zählte für 2017 in den USA 954 verschiedene rassistische Vereinigungen, in der "Hate Map" verzeichnete sie 37 mehr als im Jahr zuvor. Darunter befinden sich auch 72 KKK-Ortsgruppen.
Im Video: Neonazis in den USA