Zu billig, zu klein, zu langsam
So erkennen Sie gefälschte USB-Sticks und Speicherkarten
Im Netz gibt es in Sachen USB-Sticks und (micro)SD-Karten nicht nur gute Angebote. Mitunter werden Flash-Speichermedien mit falschen Versprechungen angeboten, manches vermeintliche Schnäppchen entpuppt sich als Nepp. Doch wer sich ein wenig mit dem Thema auskennt, erkennt viele betrügerische Angebote vor dem Kauf. Und wer verdächtige Speichermedien schon besitzt, kann sie recht einfach prüfen, nämlich mit dem Windows-Tool "H2testw" (hier als Download).
Leicht zu entlarven sind Fälschungen mit viel zu hoher Kapazität: Eine microSD-Karte mit ein TByte gibt es bisher schlichtweg nicht, ebenso wenig wie eine SD-Karte mit mehr als ein TByte und einen USB-Stick mit mehr als zwei TByte. Dafür gibt es simple technische Gründe.
Derzeit sind schon microSD-Karten mit 512 GByte eine technische Meisterleistung: Auf nur ein Millimeter Bauhöhe liegen darin 17 nackte Siliziumchips übereinander, nämlich 16 NAND-Flash-Chips mit je 32 GByte Kapazität und ein Controller-Chip. Letzterer verbindet die NAND-Flashes mit der SD-Schnittstelle.

Im Inneren einer microSD-Karte sind bis zu 16 Flash-Chips übereinander gestapelt (rechts sitzt der Controller).
Alle Chips stammen von "gedünnten", also abgeschliffenen Siliziumwafern, damit der Chipstapel unter ein Millimeter bleibt. Kein Chip darf außerdem mehr Grundfläche als rund ein Quadratzentimeter haben - größer ist eine microSD-Karte nun einmal nicht. Erst mit der nächsten Strukturverkleinerung der Flash-Chips sind wieder höhere Kapazitäten zu erwarten.
Weil es weltweit nur rund fünf Firmen gibt, die derart ausgefeilte Flash-Chips fertigen können, sind Überraschungen höchst unwahrscheinlich. Kaum zu erwarten ist auch, dass ein bis dato völlig unbekannter Hersteller die etablierten Flash-Marken (siehe Tabelle) bei der Fertigungstechnik übertrumpft. Letztere wetteifern um höchste Kapazitäten, weil die mehr Profit und viel Aufmerksamkeit bringen.
Flash-Speichermedien: Große Hersteller
Marke | mit eigener Chip-Fertigung |
---|---|
Samsung | ja |
WD/SanDisk | ja |
Toshiba | ja |
AData | nein |
Hama | nein |
Intenso | nein |
Integral | nein |
Kingston | nein |
Lexar | nein |
PNY | nein |
Silicon Power | nein |
Sony | nein |
Transcend | nein |
Verbatim | nein |
Anders gesagt: Wer tatsächlich einen USB-Stick mit zwei TByte fertigen kann, wird ihn nicht für 30 Euro verramschen, wenn er 300 Euro dafür bekommen kann.
Viel zu niedrige Preise sind auch bei niedrigeren Kapazitäten verdächtig. Wie angedeutet, gibt es nur wenige Hersteller der eigentlichen Flash-Chips und deren Preise sind ungefähr bekannt. Extrem niedrige Preise deuten auf Fälschungen hin, in denen viel weniger Flash-Speicher steckt, als behauptet. Es wird dann schlichtweg die Firmware des Controllers manipuliert: Sie meldet dem Betriebssystem eine höhere Kapazität. Daraus folgt unweigerlich ein Datenverlust ab einer gewissen Menge an tatsächlich geschriebenen Daten.
Mit einem Online-Preisvergleichsdienst finden Sie innerhalb weniger Minuten heraus, was eine (micro)SD-Karte oder ein USB-Stick mit einer bestimmten Kapazität mindestens kostet: Schauen Sie auf die Preise der hier genannten Marken. Eine microSD-Karte mit beispielsweise 256 GByte ist derzeit kaum unter 24 Euro zu bekommen.
Verdächtig ist es zudem, wenn ein Speichermedium äußerlich das Produkt einer bekannten Marke imitiert. Seriöse Hersteller sind darauf bedacht, jeweils eigene Marken zu etablieren. Auch Tippfehler in der Produktbezeichnung oder auf der Verpackung sowie seltsame Formulierungen deuten auf Fälschungen hin.
Gefunden in "c't"
- Ausgabe 21/2018
- Lesen: Testangebot von "c't"
Weiterführende Links:- Die Technik hinter den praktischen Datentransportern
- FAQ Passive NFC-Chips
Ebenfalls typisch für "Fake Flash" sind Spezifikationen, die von den Vorgaben der SD Association abweichen. Die bestimmt beispielsweise, dass Karten mit 64 GByte oder mehr die Bezeichnung (micro)SDXC tragen sollen, also nicht SDHC oder SD, und mit exFAT vorformatiert sein müssen. Ein 64-GByte-Kärtchen mit "microSDHC"-Schriftzug und FAT32 ist seltsam.
Ein schwaches Indiz für Mauscheleien sind fehlende Angaben zur Geschwindigkeit, weil sie leider auch etablierte Firmen gerne weglassen. Eine Karte mit dem Logo für "Class 10" muss sich mit mindestens zehn MByte/s sequenziell beschreiben lassen. Karten mit UHS-I- oder UHS-II-Interface der Klasse U3 müssen 30 MByte/s schaffen. Das lässt sich mit Windows-Tools wie Crystal Disk Mark leicht prüfen - und eine deutlich zu langsame Karte sollten Sie reklamieren.

Diese gefälschte SD-Karte imitiert das Aussehen einer SanDisk Extreme Pro - auch wenn winzig klein der Name "Kimsnot" draufsteht.
Apropos Geschwindigkeit: Flash-Medien, bei denen der Händler keine Angaben zur Datentransferrate macht, lesen und schreiben oft krötenlahm mit weniger als zehn MByte/s. Das schränkt die praktische Nutzbarkeit ein.
Flash-Speicher ist dermaßen günstig, dass Sie nicht den allerbilligsten kaufen sollten, sondern flotte Markenware. Bei SD- und microSD-Karten sollten es wenigstens 30 MByte/s sein. USB-2.0-Sticks sind schlichtweg nicht mehr zeitgemäß und die meisten noch verkauften Produkte bleiben auch weit unter den 35 bis 40 MByte/s, die mit USB 2.0 HighSpeed möglich sind. Nehmen Sie also Sticks nur noch mit USB 3.0 und mindestens 50 MByte/s.
Flash-Speichermedien: maximale Kapazitäten
Typ | maximale Kapazität (Preis) |
---|---|
microSD (microSDXC) | 512 GByte (350), angekündigt 2018 von PNY, Adata und Integral |
SD (Secure Digital1) | 512 GByte (300), 1 TByte angekündigt seit 2016 von SanDisk, aber noch nicht lieferbar |
USB-Stick | 2 TByte (1000), liefert Kingston seit 2017 |
zum Preisvergleich: SSDs | 240 GByte (40), 512 GByte (80), 1 TByte (170), 2 TByte (330) |
Nicht ganz einfach ist es, gut gefälschte Medien mit gängiger Kapazität zu enttarnen, etwa vermeintliche 128- und 256-GByte-Karten mit tatsächlich nur acht, 16 oder 32 GByte Flash-Speicher. Das finden Sie leider erst nach dem Kauf heraus, und zwar unter Windows mit "H2testw": Die Prüfsoftware unseres Ex-Kollegen Harald Bögeholz beschreibt das gesamte Speichermedium mit Prüfdaten und liest diese anschließend wieder aus.
Das klappt nur bei einem formatiertem, aber leerem Medium und kann sehr lange dauern - lahmes Schreiben mit nur wenigen Megabyte pro Sekunde ist wie erwähnt ein Indiz für Fälschungen. Der komplette Prüfzyklus kann bei einem Ein-TByte-Medium zwei bis drei Tage laufen.
Testen Sie daher zunächst einmal nur beispielsweise 64 GByte (Eingabe "64000 MByte"), oft treten dann nach knapp weniger als acht, 16 oder 32 GByte die ersten Fehler auf. Ist das der Fall, löschen Sie die Prüfdaten und starten Sie einen kompletten Testlauf. Fördert der wiederum Fehler zutage, ist das Speichermedium höchstwahrscheinlich kaputt oder gefälscht - mit dem kleinen Restrisiko, dass der Kartenleser, die USB-Buchse oder der Hauptspeicher Ihres Rechners Defekte aufweisen.
Um das zu prüfen, können Sie "H2testw" auch noch mal auf einem anderen Rechner laufen lassen. Die Software müssen Sie übrigens nicht installieren: Entpacken Sie die heruntergeladene ZIP-Datei in einem beliebigen Verzeichnis und doppelklicken Sie danach auf h2testw.exe.
"H2testw" zeigt auch an, wie schnell es das Speichermedium gerade beschreibt beziehungsweise ausliest. "H2testw" ist zwar nicht als Geschwindigkeitstest gedacht, aber die Werte geben eine grobe Orientierung. Für Linux gibt es die Prüfsoftware F3.

Bei Speichermedien mit gefälschter Kapazitätsangabe schlägt "H2testw" Alarm, aber der Test von ein TByte kann mehrere Tage lang dauern.
Es gibt Produktfälschungen, die "H2testw" oder F3 nicht enttarnen: Speichermedien mit minderwertigen, aber funktionsfähigen Flash-Chips, die Betrüger unter falscher Marke verkaufen. Ein solches Produkt arbeitet normal, fällt aber womöglich früher aus als das Original. Derartige Fälschungen erkennen nur Experten - und daher ist es schwer, sich davor zu schützen.
Im etablierten Fachhandel ist das Risiko für Fälschungen allerdings geringer als bei unbekannten (Online-)Anbietern. Aber auch Flash-Speichermedien aus vertrauenswürdigen Quellen sollten Sie vor dem ersten Einsatz sorgfältig testen, etwa mit "H2testw": Das beugt Datenverlust vor.