Neues 9,7-Zoll-iPad im Test
Apple spart an den richtigen Stellen
Verglichen mit dem iPad Pro ist Apples neues 9,7-Zoll-Tablet ein Schnäppchen. Unser Test klärt, worauf man bei der Sparversion verzichten muss und für wen sich der Kauf trotzdem lohnt.
Mittwoch, 11.04.2018
12:50 Uhr
Das neue iPad ist billiger als sein Vorgänger. Statt bisher 399 Euro kostet die Grundversion mit 32 Gigabyte (GB) Speicher jetzt 349 Euro. Immerhin eine Preissenkung um 50 Euro. Das 2018er Modell ist damit Apples bisher günstigstes iPad im 9,7-Zoll-Format - und nicht mal halb so teuer wie ein iPad Pro mit 10,5-Zoll-Display. Wo liegen die Unterschiede?
Im direkten Vergleich ist es vor allem das Display. Es liegt nicht so sehr an der Größendifferenz, die macht sich im Alltag kaum bemerkbar. Auch die Auflösung - und damit die Detailgenauigkeit - ist sehr ähnlich. Beim neuen iPad sind es 2048 × 1536 Pixel, beim iPad Pro 2224 × 1668. Die Punktdichte ist bei beiden Geräten identisch und beträgt 264 Punkte pro Zoll.
Aber der Bildschirm des 9,7-Zoll-iPads ist anders aufgebaut als der des Pro-Modells und reflektiert Umgebungslicht deshalb stärker. Ebenso muss man ohne die True-Tone-Technologie der Pro-iPads auskommen, die die Farbwiedergabe des Bildschirms ans Umgebungslicht anpasst. Realistisch betrachtet, fallen diese Unterschiede aber nur im direkten Vergleich auf. Wer etwa von einem alten iPad 2 auf das neue Modell umsteigt, wird dessen Display als deutliche Verbesserung empfinden.
Im direkten Vergleich der beiden iPad-Modelle fällt auf, wie unterschiedlich stark die Displays der beiden Geräte spiegeln. Beim neuen 9,7-Zoll-iPad (rechts) muss man mit wesentlich mehr Reflektionen rechnen als beim iPad Pro.
Im Vergleich mit dem iPad Pro 10.5 (rechts) fallen die breiteren Ränder ober- und unterhalb des Displays auf.
Das neue iPad, Modelljahr 2018. Zum ersten Mal ermöglicht Apple es, auch an einem Gerät ohne "Pro"-Bezeichnung den Apple Pencil zu benutzen. Mitgeliefert wird der digitale Stift freilich nicht, sondern muss als Zubehör gekauft werden.
Der Größenunterschied fällt minimal aus. Das neue iPad (links) ist mit seinem 9,7-Zoll-Bildschirm kaum kleiner als das 10,5 Zoll große iPad Pro.
Auffällig sind allerdings die unterschiedlichen Abdeckungen für die Antennen der beiden iPads. Während das iPad Pro nur einen dezenten hellen Streifen im Aluminium aufweist (oben), stecken die Antennen des neuen iPads unter einer breiten schwarzen Kunststoffabdeckung (unten).
Ein weiterer feiner Unterschied: Nur das Pro-Modell ist mit dem sogenannten Smart Connector ausgestattete (oben). Seine drei Kontaktpunkte dienen zum Beispiel dazu, Apples Smart Keyboard oder Logitechs Base-Ladeständer kabellos anzuschließen.
Auch die Kameras unterscheiden sich. Während das iPad Pro (oben) mit einer 12-Megapixel-Kamera bestückt ist, baut Apple beim neuen iPad nur ein 8-Megapixel-Modell ein.
Bei den LTE-Modellen des iPad Pro ist eine Apple-Sim fest im Gerät eingebaut. Bei der LTE-Version des neuen iPads hingegen wird sie, wie bei einigen anderen Modellen auch, als physische Sim-Karte mitgeliefert.
Der Apple-Pencil ermöglicht auch auf den neuen 9,7-Zoll-Modell vor allem im Bereich Zeichnen und Bildbearbeitung viele Arbeitsweisen, die nur mit den Fingern eher schwer umzusetzen wären.
Ein Beispiel ist die App Pixelmator, in der man viele Dinge per Stift schneller oder besser erledigen kann. In diesem Foto etwa stören die beiden Personen das ansonsten sehr klare Motiv...
... Mit der Stift kann man nun sehr einfach die Retuschierfunktion der App anwenden und die beiden Personen mit feinen Pinselstrichen zum Löschen markieren.
Das Ergebnis ist ein Bild, dass den Anschein macht, der Fotograf wäre ganz allein vor Ort gewesen. Um Bilder auf diese Weise bearbeiten zu können muss man allerdings nicht nur die App für 5,49 Euro kaufen, sondern auch den Pencil, für den Apple 99 Euro verlangt.
Im Zusammenspiel mit iOS 11 bietet das iPad auch interessante Möglichkeiten, Dokumente zu digitalisieren. Die Notizen-App etwa kann Dokumente per Kamera scannen und automatisch korrekt ausrichten.
Die Leistung des A10-Fusion-Prozessors im neuen iPad reicht auch für Augmented-Reality-Apps aus. Hier zu sehen ist die App WWFFreeRivers vom World Wildlife Fund.
Natürlich laufen auch alle anderen Apps aus dem App Store auf dem neuen iPad (links) genau so gut wie auf einem iPad Pro. Hier ist die Musik-App Model D zu sehen, die auf dem Tablet einen alten Minimoog-Synthesizer nachahmt.
Der zweite signifikante Unterschied zwischen iPad Pro und dem neuen iPad ist der Prozessor. Der A10X Fusion des iPad Pro liefert rund ein Drittel mehr Leistung als der A10 Fusion im neuen iPad. Für ein paar Profi-Apps zur Bild- oder Videobearbeitung mag das wichtig sein, in den Apps, die wir ausprobiert haben, waren keine deutlichen Unterschiede spürbar.
Egal ob Bildbearbeitung mit Affinity Photo, Gaming mit "Playerunknown's Battlegrounds" oder Synthesizer-Musik mit Model D, auf dem 9,7-Zoll-iPad läuft alles problemlos. Das gilt auch für Augmented Reality, also Apps, die Computergrafiken in Echtzeit mit Bilder der realen Umgebung verschmelzen. Im iPad arbeiten dabei diverse Sensoren zusammen, um die Software zu entlasten. Die Auswahl an Apps ist hier mittlerweile beachtlich, viele sind kostenlos. Zum Ausprobieren eignen sich zum Beispiel die Umweltsimulation WWF Free Rivers und die Universal-Vermessungs-App MeasureKit.
Eine herausragende Neuerung des 9,7-Zoll-iPads ist, dass man mit ihm nun auch den Apple Pencil benutzen kann. Der digitale Stift, der bisher nur mit den Pro-iPads funktionierte, arbeitet an dem neuen Modell genau wie dort. Abgesehen davon, dass man sich an einen glatten Bildschirm anstelle von stumpfem Papier als Unterlage gewöhnen muss, ist das Schreib- und Malgefühl einem echten Stift sehr ähnlich. Vor allem für Notizen und Bildbearbeitung kann sich die Anschaffung lohnen. Mit einem Preis von 99 Euro ist er freilich ein Luxus-Zubehör.
Was das neue iPad sonst noch von iPad Pro unterscheidet:
- Statt vier Lautsprechern stecken im 9,7-Zoll Modell nur zwei, weshalb es deutlich weniger räumlich klingt.
- Der Smart Connector, über den bei den Pro-iPads beispielsweise Tastaturen kabellos angeschlossen werden können, wurde eingespart.
- Statt einer 12-Megapixel-Kamera ist im neuen iPad nur eine 8-Megapixel-Kamera eingebaut, die Fotoqualität ist entsprechend schlechter.
- In der LTE-Version des 9,7-Zoll-iPads steckt eine Apple Sim im Sim-Kartensteckplatz. Über diese können je nach Land verschiedene Mobilfunktarife gebucht werden. Bei den Pro-Modellen ist die Apple Sim integriert, sodass man sie zusätzlich zu einer eigenen Sim benutzen kann.
Fazit
Vorteile und Nachteile
Guter Bildschirm
Gute Verarbeitung und Materialqualität
Hohe Leistung
Gutes Preis-Leistungsverhältnis
Apple Pencil relativ teuer
Verglichen mit einem iPad Pro 10,5 muss man beim neuen iPad auf manches verzichten. Der Preisunterschied macht das aber locker wett. Wer nie dauerhaft mit einem iPad Pro gearbeitet hat, wird am Bildschirm des 9,7-Zoll-Modells nichts auszusetzen haben. Die Kamera ist bei einem Tablet nicht entscheidend und die Prozessorleistung reicht vermutlich auch für die iOS-Updates der nächsten drei bis vier Jahre. Ein so gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wie das neue iPad hatte noch kein Tablet von Apple - sogar verglichen mit den Angeboten der Android- und Windows-Konkurrenz.
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