US-Fahrdienstleister
Wieso Uber-Fahrerinnen viel weniger verdienen
Frauen, die für den US-Fahrdienstleister Uber tätig sind, bekommen im Schnitt sieben Prozent weniger Geld als Männer, die im Auftrag von Uber Menschen durch die Gegend kutschieren: Das ist das überraschende Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie.
Für die Analyse arbeiteten Wissenschaftler der Universität Stanford und der Universität von Chicago direkt mit dem Fahrdienstleister zusammen und bekamen so Zugriff auf Millionen von Datensätzen aus dem Zeitraum von Januar 2015 bis März 2017.
Dass Frauen im Schnitt weniger verdienen als Männer, ist zwar eine Tatsache, die durch jährliche Statistiken - allen Mythen zum Trotz - immer wieder neu belegt wird. So errechnete das Statistische Bundesamt für das Jahr 2016, dass Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger verdienen als Männer. Rechnet man sogenannte strukturelle Unterschiede heraus, besteht zwischen Frauen und Männern in der gleichen Branche und bei einer vergleichbaren Tätigkeit immer noch eine Lohnlücke von sechs Prozent.
"Die Ergebnisse sind durchaus überraschend"
Ist es angesichts solcher Daten überhaupt verwunderlich, dass sich auch bei den Uber-Fahrern eine vergleichbare Lohnlücke auftut? Zumal der Konzern sich in der Vergangenheit immer wieder Sexismusvorwürfen ausgesetzt sah?
Ja, kommentiert Uber in einem Blogeintrag: "Die Ergebnisse sind durchaus überraschend, denn Uber nutzt einen Algorithmus, der völlig geschlechtsneutral ist. Fahrer verdienen nach einer transparenten Formel, basierend auf der Fahrtdauer und der Fahrtdistanz." Es gebe weder Gehaltsverhandlungen zwischen Fahrern und Firma, bei denen Frauen schlechter abschneiden könnten, noch würden Überstunden extra honoriert.
Beides seien Faktoren, die laut vergangenen Studien dazu beitrügen, dass Frauen ein geringeres Gehalt als Männer erhalten, erklärt Uber weiter. "Die Studie gibt keinen Hinweis auf direkte Diskriminierung, weder durch die App, noch durch die Fahrgäste, die diesen geschlechterbezogenen Lohnunterschied erklärt."
Männer fahren schneller - das lohnt sich
Laut den Wissenschaftlern erklärt sich der Unterschied in der Bezahlung durch drei Faktoren, die offenbar indirekt eben doch mit dem Geschlecht der Fahrer zusammenhängen:
- Männer fahren im Schnitt 2,2 Prozent schneller als Frauen und werden durch die Bezahl-Formel für ihre Eile honoriert. Die Hälfte der Lohnlücke lasse sich allein dadurch erklären.
- Uber honoriert erfahrene Fahrer besser. Wer mehr als 2500 Fahrten absolviert hat, erhält drei Dollar mehr pro Stunde. Die Daten zeigen, dass Männer häufig länger als Fahrer bei Uber blieben und schneller auf die hohe Fahrtenzahl kommen.
- Männer fahren öfter in lukrativeren Gegenden, wo beispielsweise die Wartezeiten auf neue Fahrgäste niedriger sind als anderswo.
Neue Arbeitsstrukturen, alte Nachteile für Frauen
Trotz der neuartigen Arbeitsstrukturen setzt sich also zumindest laut dem Ergebnis der Uber-Studie die tradierte Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern fort. Dabei, so schreiben die Wissenschaftler, werde oft angenommen, dass neuartige, flexiblere Arbeitsstrukturen gerade Frauen zugutekämen - ihre Präferenzen führten aber zumindest bei Uber weiter dazu, dass sie weniger verdienten.
Die Frage, inwiefern der Uber-Konzern überhaupt ein für Arbeitnehmer vorteilhaftes und nachhaltiges Jobangebot macht, sparten die Wissenschaftler bei ihrer Untersuchung aus.
Seinen Bezahl-Schlüssel anpassen möchte Uber trotz der Ergebnisse nicht. Das Unternehmen schreibt in einem Blogeintrag: "Es ist ein komplexes Problem, für das es keine schnellen Lösungen gibt."
gru