Geldwäsche-Verdacht
Zu viele Akten - Razzia bei Deutscher Bank wird verlängert
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt setzt ihre Razzia bei der Deutschen Bank auch an diesem Freitag fort. Wegen des Umfangs des Materials konnten die Durchsuchungen am Donnerstag nicht abgeschlossen werden, sagte eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde. Rund 170 Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts, der Steuerfahndung und der Bundespolizei hatten am Donnerstag unter anderem die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt durchsucht.
Es gehe um umfangreiche Unterlagen auch zu bislang unbekannten Verdächtigen, sagte die Sprecherin. Es besteht der Verdacht der Geldwäsche im Zusammenhang mit den Panama Papers - dass also Mitarbeiter des Geldhauses halfen, sogenannte Offshore-Gesellschaften in Steuerparadiesen zu gründen und Gelder aus Straftaten zu waschen.
Die Razzia fand auch in den Vorstandsetagen der Bank statt, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Welche Vorstandsmitglieder konkret betroffen waren, sagte die Sprecherin nicht. Insidern zufolge soll auch das Büro von Compliance-Vorständin Sylvie Matherat durchsucht worden sein. Medienberichte, wonach auch das Büro von Bankchef Christian Sewing durchsucht worden sei, kommentierte die Sprecherin nicht.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft richten sich die Ermittlungen gegen zwei 50 beziehungsweise 46 Jahre alte Mitarbeiter sowie "andere bislang nicht identifizierte Verantwortliche" des Instituts. Ihnen werde vorgeworfen, pflichtwidrig keine Geldwäscheverdachtsanzeige erstattet zu haben, obwohl seit Beginn der jeweiligen Geschäftsbeziehungen ausreichende Anhaltspunkte dafür vorgelegen hätten.
Die Deutsche Bank wollte sich zu den weiteren Untersuchungen nicht äußern. Sie hatte am Donnerstag mitgeteilt, vollumfassend mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren.
Die Ermittlungen laufen nach Angaben von Oberstaatsanwältin Nadja Niesen seit August 2018 und erstrecken sich auf einen Zeitraum der Vorgänge von 2013 bis 2018. Im vorliegenden Fall sollen über eine zum Konzern gehörende Gesellschaft mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln allein im Jahr 2016 über 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein.
Die Aktie der Bank hat am Freitagvormittag erneut deutlich an Wert verloren. Kurz vor 12 Uhr lag der Kurs um gut 2,5 Prozent im Minus und nur noch knapp über dem vor zehn Tagen erreichten Rekordtief von 8,05 Euro.
Die Razzia beschädigt das ohnehin angeschlagene Image der Bank, die in den vergangenen Jahren wiederholt im Fokus der Ermittler stand. Ausgerechnet während der Durchsuchung am Donnerstag war der Vizechef der US-Notenbank Fed, Randal Quarles, zu Besuch bei Bankchef Sewing, bestätigte ein Fed-Sprecher. Quarles ist bei der Fed für die Bankenregulierung zuständig. Das Treffen mit Sewing sei schon länger vereinbart gewesen und habe nichts mit der Razzia zu tun gehabt, sagte der Fed-Sprecher.
fdi/Reuters/dpa