Wertlose Zertifikate
Deutsche Lehman-Opfer erstreiten 7,4 Millionen Euro
Hamburg/Hannover - Jahrelang kämpften deutsche Besitzer von Lehman-Zertifikaten um Entschädigung, seit April werden die ersten Entschädigungsschecks versendet. Doch die Summe, die nun ein Ehepaar aus Hannover erstritt, dürfte die Ausnahme bleiben: Wegen falscher Beratung sprach das Hamburger Oberlandesgericht (OLG) den Eheleuten 7,4 Millionen Euro Schadensersatz zu. Mit dem Urteil (Az. 14 U 291/10) bestätigte das OLG eine Entscheidung des Hamburger Landgerichts.
Das vermögende Paar besaß bereits Lehman-Papiere, als ihm die Bethmann-Bank im April 2008 vorschlug, Commerzbank-Zertifikate zu verkaufen und dafür weitere Zertifikate von Lehman Brothers zu kaufen. Im April 2008 erwarb das Geldinstitut für das Paar weitere Lehman-Zertifikate im Wert von knapp 3,7 Millionen Euro. Im September des Jahres meldete die US-Bank dann Insolvenz an - die Pleite erschütterte die Finanzmärkte weltweit. Das Ehepaar reichte Klage gegen seine Hausbank ein.
Beratungspflichten verletzt
Im September 2010 verurteilte das Landgericht Hamburg die Bethmann-Bank zur Zahlung von Schadensersatz wegen einer Pflichtverletzung aus dem Anlageberatungsvertrag. Die Bank hätte das Paar aufklären müssen, dass es mit Lehman bergab ging, hieß es zur Begründung.
Die Bank habe ihre Beratungspflichten unter anderem deshalb verletzt, weil sie den Anlegern vor dem Tausch der Commerzbank- in Lehman-Zertifikate ein falsches, schlechteres Rating zur Commerzbank genannt habe, sagte ein OLG-Sprecher. "Um einen Vergleich der Papiere zu ermöglichen, hätten wesentliche Informationen zu beiden Zertifikaten richtig und vollständig sein müssen."
Auch die negative Presseberichterstattung über Lehman habe die Bank verschwiegen. Sie hätte aber über Risikofaktoren aufklären müssen - unabhängig davon, ob im April 2008 bereits ein konkretes Insolvenzrisiko für Lehman vorhersehbar war. Noch Ende Juli 2008 habe das Institut das Paar jedoch nicht auf die Herabstufung des Ratings von Lehman hingewiesen, sondern vom Verkauf der Zertifikate abgeraten.
nck/dpa