Nach Football-Leaks-Enthüllungen
Uefa will Vorwürfe gegen Infantino prüfen
Die europäischen Fußball-Spitzenfunktionäre haben auf die SPIEGEL-Enthüllungen über den ehemaligen Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino reagiert. "Wir werden innerhalb der Uefa die Lage analysieren und dann gemeinsam über das weitere Vorgehen entscheiden", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. Er habe mit Uefa-Präsident Aleksander Ceferin am Wochenende über die Vorwürfe gesprochen.
Dass sich Uefa-Mitglieder im Fifa-Rat "untereinander abstimmen und gemeinsam vorgehen" sei für Grindel bewährte Praxis. "Durch diese Geschlossenheit haben wir etwa den Alleingang von Fifa-Präsident Infantino in Sachen Klub-WM verhindern können", sagte der DFB-Präsident. Grindel ist einer von neun Uefa-Vertretern im Rat des Weltverbands.
Während der Ermittlungen gegen Paris Saint-Germain und Manchester City wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay im Jahr 2014 soll Infantino bisher unbekannte Absprachen mit den Klubs getroffen haben. Auch soll der heutige Fifa-Präsident Vorschläge für die überarbeiteten Richtlinien der unabhängigen Ethikkommission des Weltverbands gemacht habe. Die Fifa erklärte, dass keiner der Medienberichte etwas enthalte, "das auf eine Verletzung von Gesetzen, Statuten oder Vorschriften hinausläuft".
Infantino sieht sich als Opfer einer Kampagne
Die Fifa wittert eine Verschwörung. Es sei keine Überraschung, "dass einige derer, die entfernt oder ersetzt wurden oder unzufrieden sind, weiterhin falsche Gerüchte und Anspielungen über die neue Führung verbreiten", teilte die Fifa mit. Als Initiatoren der Enthüllungen hat die Fifa frühere Offizielle im Verdacht, die als Folge des Korruptionsskandals unter dem ehemaligen Präsidenten Blatter "entfernt" wurden: "Sie verbreiten falsche Gerüchte, aus Frustration wollen sie der Fifa schaden."
Dabei geht es nicht um Gerüchte: Der SPIEGEL zitiert aus einer E-Mail von Infantino an Man-City-Klubchef Khaldoon Al Mubarak. Darin hat Infantino unter anderem Details eines Urteils und Folgen für den Klub aus der englischen Premier League erläutert. Sowohl Man City als auch PSG stimmten entsprechenden Vergleichen zu, in denen sie zu einer Strafe von je 60 Millionen Euro verurteilt wurden. Die Rückzahlung von 40 Millionen Euro wurde in Aussicht gestellt, falls sich die Klubs an Vereinbarungen hielten.
Informationen durch hochrangige Verbandsfunktionäre würden neue Fragen über die Finanzspielregeln aufwerfen. Durch diese waren in der Vergangenheit mehrere, meist kleinere Vereine für den Europapokal gesperrt worden.
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Den SPIEGEL-Enthüllungen zufolge hat Fifa-Chef Infantino zudem Vorschläge für die überarbeiteten Richtlinien der unabhängigen Ethikkommission gemacht. So hat Infantino als Antwort auf einen Entwurf von Vassilios Skouris, Vorsitzender der rechtsprechenden Fifa-Ethikkammer, diesem mit mehreren Hinweisen geantwortet.
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Dabei sollte geändert werden, dass Voruntersuchungen gegen Funktionäre nur auf Weisung der vorsitzenden Person der Ermittlungskammer durchgeführt werden können. So findet es sich auch in den neuen Richtlinien, die dieses Jahr in Kraft traten. Für die Fifa ist das offenbar vollkommen in Ordnung: "In seiner Funktion als erfahrener Anwalt" sei es "völlig natürlich für ihn, solch einen Austausch mit Herrn Skouris zu haben", teilte die Fifa auf Anfrage dazu mit.
hba/jat/dpa/sid