Illegaler Fossilien-Handel
Meisterschmuggler in Florida verhaftet
New York - Dramatischer hätte der Verlauf kaum sein können: Im Mai kam in einer privaten Auktion ein als Tyrannosaurus bataar angepriesener Tarbosaurus für 1.052.500 Dollar unter den Hammer. Das Skelett gilt mit seinen 75 Prozent Original-Knochenanteil als eines der weltweit besterhaltenen dieser Art - doch es wurde illegal aus der Mongolei herausgeschmuggelt.
In letzter Minute versuchte der mongolische Präsident Tsakhiagiin Elbegdorj noch, die Auktion zu verhindern. Sein Appell verhallte ebenso ungehört wie eine richterliche Verfügung aus dem US-Bundesstaat Texas. Der Hammer fiel, und der nach seiner Spezies-Bezeichnung "bataar" genannte Raubsaurier hatte einen neuen, privaten Besitzer - allerdings unter Vorbehalt, bis zur gerichtlichen Klärung der mongolischen Ansprüche.
In Florida ist nun der Mann, der hinter dem Schmuggel stecken soll, verhaftet worden. Er wird am Donnerstagnachmittag vor Gericht erwartet. Eric Prokopi soll einen äußerst lukrativen Schwarzhandel mit prähistorischen Knochen betrieben haben und immer wieder wertvolle Funde aus der Mongolei und China in die USA geschmuggelt haben.
Ermittler eröffneten Akte "Lenny"
"Der Tarbosaurus war nur die Spitze des Eisbergs", erklärte die amerikanische Staatsanwältin Preet Bharara am Donnerstag vor dem Gericht in Manhattan. Man werde sämtliche Geschäfte Prokopis durchleuchten und dafür sorgen, dass die wertvollen Fossilien wieder in ihre Ursprungsländer gebracht werden. In ihren Ermittlungen zur Herkunft des Skeletts, das sie liebevoll "Lenny" nannten - hatten die Anwälte mit Kriminalbeamten und Paläontologen zusammengearbeitet - über Werbeflyer und Rechnungen war man Prokopi auf die Spur gekommen.
Der Fall bringt den privaten Fossilienhandel wieder einmal ins Gerede. Besonders für große, spektakuläre Funde werden längst Preise erzielt wie auf dem Kunstmarkt. Für viele Sammler spielen die Funde eine ähnliche Rolle wie Gemälde alter oder neuer Meister, irgendwo zwischen Prestigeobjekt und Investment. Schädel und Skelette werden längst nicht mehr nur auf Sammlerbörsen gehandelt, sondern auch bei Edel-Auktionshäusern wie Sotheby's.
Kein Wunder also, dass die wachsende Nachfrage Heerscharen von Betrügern auf den Plan ruft. Es gibt noch nicht einmal Schätzungen darüber, was weltweit an Fossilien illegal gehandelt wird - oder wie viele versteinerte Knochen in Wahrheit menschliche Handarbeit sind. Dass der jetzt versteigerte Tarbosaurus bataar aus der Mongolei stammt, darf beispielsweise als gesichert gelten, auch wenn das Auktionshaus beteuert, man wisse nicht, woher er stamme.
Prokopi gibt sich ahnungslos
Der vermeintliche Fossilien-Händler Prokopi gibt sich ähnlich ahnungslos. Er habe das Skelett nur genommen, um der langen Handelskette auf dem Schwarzmarkt ein Ende zu setzen. "Ich bin ein ganz normaler Mann aus Gainsville in Florida, der mit seiner Arbeit die Familie ernähren will." Er habe etwas falsch interpretiert, als er die Knochen des Skeletts auf den Tisch bekommen hat.
Wie Prokopi den Richtern erklären will, dass in seinem Geschäft weitere illegale Fossilien sichergestellt wurden - darunter ein Saurolophus, ein Gallimimus, ein Oviraptor und die Rest eines Microraptors, alle aus der Mongolei - ist bislang nicht bekannt.
nik